Cambridge Analytica: Facebook kündigt an: „Härteres Vorgehen gegen Missbrauch unserer Plattform“ – Folgen für Unternehmen?

Vor wenigen Minuten veröffentlichte Facebook in seinem Newsroom die Meldung härter gegen den Missbrauch ihrer Plattform vorzugehen. Im zurückliegenden Skandal um Cambridge Analytica geriet das Unternehmen Facebook, Inc. in negative Kritik. Das Statistik-Unternehmen Cambridge Analytica hatte über Facebook-Apps massenhaft Daten gesammelt und diese für dubiose und manipulative Zwecke verwendet. Alle Details dazu auch in den Hausmeistereien der aktuellen Folge unseres Podcasts Onlinegeister (ab 3:48 min).

Mark Zuckerberg äußert sich zu Cambridge Analytica

Facebook-Chef Zuckerberg äußerte sich vor einigen Tagen zum Fall:

Facebook kündigt Maßnahmen an

Das Unternehmen Facebook kündigt ebenfalls Änderungen an, ganz konkret:

1. Unsere Plattform überprüfen. Wir werden alle Apps untersuchen, die Zugriff auf große Datenmengen hatten, bevor wir den Datenzugriff auf unserer Plattform 2014 eingeschränkt haben. Außerdem führen wir eine umfassende Prüfung jeder App durch, die verdächtige Aktivitäten aufweist. Wenn wir Entwickler ermitteln, die personenbezogene Informationen missbräuchlich verwendet haben, werden wir diese auf unserer Plattform sperren.

2. Nutzer über Datenmissbrauch informieren. Wir werden Nutzer darüber unterrichten, wenn Apps ihre Daten missbräuchlich verwendet haben. Dazu zählt auch, dass Menschen sehen können, ob über „thisisyourdigitallife“ auf ihre Daten zugegriffen wurde. Wenn wir eine App wegen Datenmissbrauchs entfernen, werden wir künftig alle Nutzer dieser App darüber informieren.

3. Den Zugriff auf ungenutzte Apps deaktivieren. Wenn ein Nutzer eine App innerhalb der letzten drei Monate nicht verwendet hat, werden wir den Zugriff der App auf die Nutzerdaten deaktivieren.

4. Facebook-Login-Daten einschränken. Wir aktualisieren unseren Login und werden ab der nächsten Version die Daten reduzieren, die eine App ohne Überprüfung anfordern kann. Ohne eine vorausgehende Überprüfung der App können dann nur noch Name, Profilbild und E-Mail-Adresse angefordert werden. Für die Anforderung weiterer Daten ist eine Genehmigung durch uns erforderlich.

5. Nutzer dazu ermutigen, die Einstellungen der von ihnen verwendeten Apps zu überprüfen. Wir zeigen unseren Nutzern bereits, mit welchen Apps ihre Konten verbunden sind, und wie sie steuern können, auf welche Daten sie diesen Apps Zugriff gewährt haben. In Zukunft werden wir diese Einstellmöglichkeiten sichtbarer machen und die Verwaltung vereinfachen.

6. Nutzer belohnen, die Schwachstellen entdecken. In den kommenden Wochen werden wir das Bug Bounty-Programm von Facebook ausweiten, sodass Nutzer uns melden können, wenn sie einen Datenmissbrauch durch App-Entwickler feststellen.

Welche Folgen ergeben sich aus Facebooks „härterem Vorgehen“ für Unternehmen?

Die obigen Ankündigungen sind vielseitig interpretierbar. Hier meine Meinung:

Folge #1: Für die meisten Unternehmen ändert sich nichts

Nutzt Ihr Unternehmen Facebook bereits in einem normalen Umfang, dann bleibt auch alles so wie bisher. Der Skandal drehte sich um das Anzapfen der Facebookdaten – ähnlich wie frühe Smartphone-Apps manchmal mehr Daten als nötig abgriffen (die Taschenlampen-App musste auf WLAN-Informationen zugreifen u.Ä.).

Wenn Ihr Unternehmen also Facebook, WhatsApp oder Instagram nur zur Kundenkommunikation und für normale Werbeanzeigen nutzt, müssen Sie nichts befürchten.

Folge #2: Karteileichen verschwinden – Unternehmen mit Facebook-Apps müssen also aktuell bleiben

Die konkreteste Ankündigugn ist, dass Facebook anderen Unternehmen den Zugriff auf Nutzerdaten einschränkt, die länger als drei Monate eine App nicht genutzt haben. Karteileichen wandern somit aus dem System. Falls Ihr Unternehmen also mit Facebook-Apps arbeitet, könnte hier ein Problem erwachsen. Andererseits werden Nutzer nicht entfernt.

Facebook kündigte nur an, dass der Zugriff derjenigen, die länger als drei Monate nicht aktiv waren, eingeschränkt wird. Wahrscheinlich müssen sich diese Nutzer einfach nur neu authentifizieren.

Folge #3: Weniger Daten werden ausgewertet – Werbe-Targetierung könnte schwieriger werden?

Die größte Auswirkung könnte noch die allgemeine Einschränkung von Nutzerdaten haben.

Facebook-Werbeanzeigen verlassen sich stark auf konkrete und teils sehr genaue Statistiken. Allerdings sind diese für Werbepartner ohnehin anonymisiert. Facebook kappt die Angabenbei unter 1.000 Leuten, auf die eine Zielgruppe zutrifft. Da Facebook zudem die Werbeanzeigen als Hauptumsatzquelle hat, ist es unwahrscheinlich, dass hier große Änderungen vorgenommen werden.

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