19 Vorteile, warum sich Studierende selbstständig machen sollten

Das deutsche Lehrsystem wird gern kritisiert. Auch bekannte Internet-Unternehmer wie Gary Vaynerchuk (Vayner Media) oder Marcus Meurer (DNX-Konferenzen) kritisieren das starre Lehrsystem, denn die Hochschulen und Universitäten würden ihre Studenten kaum auf den wirklichen Alltag vorbereiten. Doch stimmt das wirklich?

Viele Studiengänge bereiten Sie sogar hervorragend auf das Berufsleben vor – sogar auf eine Selbstständigkeit. Sie müssen nur die richtigen Studiengänge finden.

1. Sie wissen endlich, wozu Ihr Studiengang geeignet ist

Was im ersten Moment wie ein Scherz klingt, ist keiner: Viele Studenten wissen gar nicht, wozu sie ihr Studium brauchen. Viele brechen ihr Studium ab. Es folgen Frust und mäandernde Karrieren.

Doch Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Viele Studienrichtungen sind sehr individuell. Jura an einer bestimmten Uni kann ganz anders strukturiert sein als an einer anderen – und dadurch auch ganz andere Freiräume bieten.

2. Sie lernen Praxis

Selbstständigkeit gibt Ihnen aber auf jeden Fall eines: Praxiserfahrung. Als Student lernen Sie theoretisch. Um die Praxis müssen Sie sich in der Regel selbst kümmern.

Zwischen den großen breit aufgestellten Universitäten und den mehr in Nischen angesiedelten (Fach-) Hochschulen gibt es auch teils gewaltige Unterschiede. Hier müssen Topf und Deckel einfach passen. Der individuelle Studiengang sollte sich mit dem Studenten und dessen oder deren Plänen ergänzen.

3. Sie entwickeln einen Charakter

Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich erhalten Sie einen guten Einblick in theoretische Abläufe, mit denen Sie später zu tun haben werden. Doch Steuern, Gesellschaftsformen und Lehrinhalt können Sie auch später lernen oder dann sogar Mitarbeitern übertragen. Ihr persönlicher Ehrgeiz, Ihre Motivation und Ihre geistige Einstellung zu Arbeit und Karriere müssen Sie sich aber selbst aneignen.

4. Sie lernen zu diskutieren und mit Kritik umzugehen

Viele geisteswissenschaftliche Fächer können dabei helfen selbstsicherer zu werden. Häufig werden in den Seminaren Standpunkte diskutiert, Ideen vorgeschlagen und verteidigt. Ein Unternehmer muss das später genauso auch tun. Ich muss meinen Chef oder Geschäftspartner schließlich auch davon überzeugen, mir einen bestimmten Geldbetrag zu bezahlen, weil ich die geforderte Arbeit einfach am besten kann.

5. Versicherungsvorteile als studentischer Unternehmer

Sich als Student zu gründen bietet verschiedene steuerliche Vorteile: Führen Sie das Unternehmen nur als Nebengeschäft (i.d.R. unter 20 h pro Woche) können Sie sich weiterhin studentisch oder bis 25 Jahren über die Familie versichern.

Selbstständige müssen sich ansonsten gesetzlich oder privat versichern, unabhängig davon, dass sie auch Student sind. Das fängt bei den Kosten ab 300,- € pro Monat an.

6. Steuerliche Vorteile: Studiengebühren und Fachliteratur absetzen

Studenten können einen Großteil ihrer Studienkosten steuerlich absetzen. Studiengebühren sind Weiterbildungskosten, Lehrbücher sind Fachliteratur und so weiter. Hier gelten aber teils sehr individuelle Regelungen. Sind Sie als Student selbständiger Autor bzw. Schriftsteller ist es natürlich viel glaubwürdiger, wenn ich Die Leiden des jungen Werther oder Fifty Shades of Grey als Fachliteratur absetze (wobei letzteres vielleicht generell vermieden werden sollte).

7. Steuerliche Vorteile: Betriebsausgaben

Der Allrounder: Was für Angestellte die Werbungskosten sind, sind für Selbstständige die Betriebsausgaben. Darüber können Sie in besonderen Situationen sogar Ihre WG als Arbeitszimmer absetzen, aber hier müssen die Vorbedingungen für ein Arbeitszimmer erfüllt sein. Andere Betriebsausgaben sind als Pauschalbeträge oder unter bestimmten Umständen auch möglich. (Hierauf gehen wir in einem anderen Beitrag noch gesondert ein.)

8. Steuerliche Vorteile: Dienstreisen und Reisekosten

Falls Sie bspw. als Hilfskraft an der Uni beschäftigt sind und das über Ihre Selbstständigkeit abrechnen, können Reisen im Auftrag der Universität als Dienstreise abgerechnet werden. Sofern die Bedingungen erfüllt sind. Hier gelten die üblichen steuerrechtlichen Rahmenbedingungen.

9. Sie können die 450-Euro-Grenze ignorieren

Selbstständige (auch wenn sie Studenten sind) müssen die Grenze von 450 Euro Bruttolohn pro Monat nicht beachten. Warum? Als Selbstständiger arbeiten Sie: selbstständig. Selbstständige Arbeit wird anders versteuert. Die bekannten 450 Euro pro Monat gelten für sogenannte „nicht selbständige Arbeit“.

Hier gibt es eine andere Grenze, die in § 19 des Umsatzsteuergesetzes (UStG) festgeschrieben ist: Kleinunternehmerregelung. Und die liegt momentan bei 17.500 Euro Umsatz pro Jahr. Wenn Sie pro Monat also weniger als 1.440 Euro verdienen (damit sind die puren Einnahmen gemeint, Abzüge und Ausgaben bitte nicht dazurechnen), dann brauchen Sie nur Nettobeträge abzurechnen.

10. Sie haben flexible Arbeitszeiten

Als Student können Sie Ihre freie Zeit für die selbstständige Arbeit nutzen. Sie müssen Ihre Vorlesungen nicht mit Chefs abstimmen. Freiraum und Möglichkeiten. Sie können sich ausprobieren.

  1. Sie können dann arbeiten, wann Sie wollen.
  2. Sie können arbeiten, mit wem Sie wollen.
  3. Sie müssen hinter keiner Kasse sitzen oder in einer Boutique shoppen oder Dinge tun, die niemals mit Ihrem späteren Beruf zu tun haben werden.

Das sollten Sie niemals unterschätzen. Als Student haben Sie immer einen gewissen Welpenschutz und daher die Freiheiten zu experimentieren.

11. Sie können die Strukturen der Hochschule nutzen

Damit meine ich nicht nur PC-Pools, Mediatheken oder die Bibliothek: Sehr viele Hochschulen haben eigene Netzwerke oder Gründerzentren wie das hgnc der Kölner Universitäten und Hochschulen oder das Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt.

Zusätzlich gibt es studentische Unternehmensberatungen oder Vereinigungen. Und es gibt viele Vorlesungen oder ASQ-Programme, die sich mit unternehmerischen Handeln und Know-how auseinandersetzen.

„Ich habe häufig dort gearbeitet, wo ich gerade die Möglichkeit hatte. Als Kassierer oder Hilfskraft wäre das nicht gegangen.“
– Christian Allner

Obwohl viele Hochschulen und Universitäten unternehmerisches Handeln nicht fordern, fördern es viele zumindest. Außerdem können Sie als Student viele Ressourcen der Unis und Hochschulen nutzen, um Aufträge zu erledigen.

12. Sie können sich ggf. Ihre Selbstständigkeit für Studienmodule anrechnen lassen

Im Bestfall lässt sich Beides miteinander kombinieren. Ich konnte mir beispielsweise manche Kundenprojekte als Pflichtpraktikum anrechnen lassen oder Modularbeiten in Praxiskooperation mit einem Kunden durchführen, wofür ich dann auch bezahlt wurde.

13. Auch beim Scheitern: Sie vermeiden Lücken im Lebenslauf

Auch wenn die Selbstständigkeit nicht funktionieren sollte, hätten Sie den großen Vorteil, dass Sie ja die ganze Zeit „nur“ studiert haben. Sollte das Experiment scheitern, dann haben Sie studiert. Klappt alles, haben Sie studiert und können die Erfahrung in den Lebenslauf schreiben.

14. Sie können die Selbstständigkeit als Arbeitserfahrung in den Lebenslauf schreiben

Hier können Sie sogar in zwei Richtungen gehen: Da nicht jeder spätere Arbeitgeber unbedingt einen Ex-Selbstständigen beschäftigen will, können Sie Ihre Selbstständigkeit groß- oder kleinreden. Warum manche Arbeitgeber keine Selbständigen anstellen wollen kann vielfältige Gründe haben, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass einige wenige Arbeitgeber denken, ich habe durch meine Selbstständigkeit „Blut geleckt“ und wolle den Chef ersetzen oder könne gar nicht mehr als Angestellter tätig sein, weil ich ja schon Unternehmer war.

Es kommt hier ganz stark darauf an, wie Sie sich darstellen wollen. Denn immerhin sind Sie selbstständig tätig gewesen, das ist was! Wenn Sie dann noch Ihr Studium in Regelstudienzeit schaffen, weiß Ihr Arbeitgeber, dass er den richtigen Menschen engagieren wird. Das schaffen nämlich nicht alle!

15. Sie kommen leichter an Jobs

Das stimmt nur halb. Sie müssen natürlich weiter um jede Arbeit kämpfen – aber Leute sind wesentlich schneller bereit Ihnen welche zu geben. Für die meisten Auftraggeber ist Ihre Beschäftigung ein Projekt. Das lässt sich genau kalkulieren, berechnen und bezahlen. Sie kosten keine unnötigen Steuern, Versicherungen oder Ähnliches.

16. Sie lernen sich zu bewerben.

Als Selbständiger sind Sie konstant am Bewerben Ihrer Tätigkeiten oder Produkte. Dadurch werden Sie geübter, wenn Sie sich später auf eine normale Stelle bewerben. Sie können selbstbewusster auftreten, mit Ihren Stärken und Schwächen umgehen usw.

17. Sie können das Handy steuerlich absetzen

Zwar geht das nicht komplett, aber beim Kauf und bei den laufenden Kosten können Sie einiges geltend machen. Bis zu 20 % bei gemischter Nutzung etwa. Um eine rein geschäftliche Nutzung nachweisen zu können empfehlen sich Dual-Sim-Smartphones, die mit zwei SIM-Karten ausgestattet sind. In den Abrechnungen kann dann eine rein geschäftliche Nutzung eindeutig bewiesen werden.

18. Sie bekommen leichter Kredite

BAföG auf Nimmerwiedersehen! Es gibt zinsgünstige Kredite, die speziell auf Studenten zugeschnitten sind. Um die Suche nach einem passenden Kredit zu erleichtern, gibt es im Internet Portale zum Kreditvergleich. Außerdem gibt es staatliche Förderungen, wie zum Beispiel die Studienkredite der KfW Bank.

19. Reifer im Studium durch unternehmerisches Handeln

Bildung soll uns helfen, kompetenter, klüger und charakterstärker zu werden. Wir sollen lernen uns in der Welt behaupten zu können. Doch viele Studierende fallen nach ihrem Studium erst einmal in ein Loch, weil die Welt anders ist als die Uni.

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